Walter Schilling
Atlantis
Die letzten Geheimnisse einer versunkenen Welt
Kopp Verlag, Rottenburg 2010
ISBN 978-3-942016-39-1

Ein neues Buch in der langen Buchreihe über Atlantis. Wird das Geheimnis um die versunkene Insel nun endlich aufgedeckt? Der Untertitel macht zumindest neugierig. Die Enttäuschung lässt allerdings nicht lange auf sich warten: nichts Neues. Schilling beschreibt die bisherigen Theorien über Atlantis, allerdings nur die gängigsten, und zerpflückt sie, indem er sie mit dem Platon-Text vergleicht, auf dem letztendlich alle Atlantis-Theorien aufbauen.
Was mir an diesem Buch gut gefallen hat, ist die Übersetzung des Platon-Textes, nicht nur des berühmten einen Satzes vom Untergang der Insel, der in der Atlantis-Literatur immer wieder zitiert wird. So kann man sich als Leser viel besser in die damalige Gedankenwelt hinein versetzen. Es bleibt jedoch die Frage im Hinterkopf, ob und inwieweit dieser altgriechische Text korrekt übersetzt wurde. Denn viele altgriechische Wörter haben mehrere Bedeutungen, ganz wie etwa in der deutschen Sprache.
Schilling vergleicht in seinem Buch die Überlieferungen mit aktuellen archäologischen (und anderen) Erkenntnissen und kommt zu dem Ergebnis, dass die atlantische Kultur wohl mit der Megalithkultur identisch sein müsse. In der Folge redet er dann wahlweise von Megalithikern oder Atlantern. Wo sich die Insel einst befunden hat, kann auch er nicht sagen. Nur, in der Nordsee lag sie nicht, in Spanien auch nicht, und die griechischen Inseln kommen ebenfalls nicht infrage. Wo lag sie dann? Lag das Zentrum einst in Bimini und heute unter Wasser?
Mir fehlt in Schillings Buch die Auseinandersetzung mit der These, dass Atlantis einst die Antarktis war, bevor sie vereiste. Hierzu haben etwa Fritz Nestke und Thomas Riemer („Atlantis - Ein Kontinent tau(ch)t auf“, Halver und Dortmund 1989) höchst bemerkenswerte Untersuchungen angestellt, die in sich mit Platons Bericht stimmig sind! Greifen wir nur die eine Passage heraus:
„Dadurch ist auch das dortige Meer unbefahrbar und undurchforschbar geworden, weil der in geringer Tiefe befindliche Schlamm, den die untergehende Insel zurückließ, hinderlich wurde.“ (Timaios 25 D) kann ebenso gut so übersetzt werden, wie es Nestke/Riemer ausführen:
„... als auch Atlantis Insel wie von selbst unter sein Meer verschwand; weshalb es jetzt unmöglich seiend ist - weil der Eisbrei des dort gefrorenen Meeres gar sehr ein wirkliches Hindernis ist - nah an die Insel heranzukommen“.
Wenn es nur das wäre, aber alle anderen von Platon beschriebenen Eigenschaften von Atlantis treffen hier zu: Die Antarktis liegt zentral! Von dort aus lassen sich alle Kontinente, sogar Australien, relativ einfach erreichen. Und: Die Antarktis lag keinesfalls immer unter einer dicken Eisdecke wie heute. Das belegen (nicht nur) alte Portolankarten, sondern auch wissenschaftliche Untersuchungen vor Ort.
Ich möchte hier nicht alles aufzählen, was für die Antarktis als ehemaliges Atlantis spricht, diese These scheint mir jedoch die bisher einleuchtendste zu sein.
Wenn Schilling die Megalithkultur mit der Atlantiskultur gleichsetzt, ist es sein gutes Recht. Er vergisst aber einen Gedankengang, der in wissenschaftlichen Kreisen vehement abgelehnt wird: Vor der Megalithkultur könnte es eine Zivilisation gegeben haben, die technologisch der unseren durchaus ebenbürtig, wenn nicht überlegen gewesen sein kann. Sicher, es gibt dazu kaum handfeste Hinweise. Aber es gibt Relikte, die eine Technologie voraussetzen, wie wir sie heute nicht besitzen. So beispielsweise in Ägypten Bauwerke, in denen Granitblöcke nicht nur in derselben Reihenfolge verbaut wurden, wie man sie im Steinbruch abgebaut hat. Hier kam außerdem eine Technologie zum Einsatz, die es erlaubte, Steinblöcke ohne Abfall zu schneiden, erkennbar an kleinsten Strukturen, die sich über Schnittstellen hinweg fortsetzen.
Diese Technologie kann kaum den alten Ägyptern unterstellt werden, denn selbst wir beherrschen sie nicht. Sie und ihre Relikte stammen wohl von dieser Vorgänger-Zivilisation, und die Ägypter nutzten nur ihre Hinterlassenschaften.
Der erfolgte Transport von tonnenschweren Felsblöcken über teilweise hunderte von Kilometern ist bis heute nicht zufriedenstellend geklärt. Fand auch hier der Einsatz von Hochtechnologie statt? Und auf Schillings Megalithkultur zurück zu kommen, in welcher ebenfalls schwergewichtige Felsblöcke und -platten (wenn auch nicht so sauber bearbeitet wie in Ägypten) transportiert wurden: Sehen wir hier etwa den letzten Einsatz von Hightech-Geräten, bevor sie endgültig „ihren Geist“ aufgaben?
Doch es gibt auch andere Hinterlassenschaften dieser Superzivilisation: Etwa die riesigen Menhirreihen in Südfrankreich, die auch Schilling erwähnt. Nach neueren Untersuchungen ist hier höhere Mathematik und Geometrie verbaut worden, die wir erst in unserer Zeit als solche erkennen können! Doch woher hatten wohl die alten Megalithiker ihre mathematisch-geometrischen Kenntnisse? Mit welchen Instrumenten arbeiteten sie und wer bestimmte die Fixpunkte in der unebenen Gegend? Oder waren die Megalithiker nur die „Hilfsarbeiter“, die unter der Aufsicht und Anleitung von wissenden „Göttern“ - sprich: Atlantern - diese Arbeiten ausführten?
Ich denke, das letzte Wort ist noch lange nicht gesprochen, und wir werden möglicherweise bezüglich unserer Vergangenheit noch so manche Überraschung erleben.
(Gernot L. Geise)


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