Georges Bourbaki
Der Nachruf
oder: Es war doch dieser Schlawiner Marlowe

Eigenverlag, München 2003
244 Seiten

Der Buchtitel sagt nichts darüber aus, um was es in diesem Buch geht, ich hätte einen treffenderen ausgesucht. Der Inhalt selbst liest sich wie ein Kriminalroman, denn es geht um William Shakespeare oder besser: um den Mann, der unter dem Pseudonym William Shakespeare dessen Werke geschrieben hat.

Bourbaki dröselt minutiös alles auf, was über diesen Schriftsteller bekannt ist, und kommt zu der gut belegten Aussage, dass es ganz offensichtlich Christopher Marlowe war, der sich hinter dem berühmten Namen versteckt.

Sicher, gehört haben wir hin und wieder einmal Hinweise, dass es bei Shakespeare nicht so ganz mit rechten Dingen zugeht. Aber das waren immer nur hier und dort Kurzmeldungen. Das Wesen und die Person Shakespeares wurde ganz generell noch nie angezweifelt, und dass er nur ein Pseudonym ist - wer hat schon davon gehört?

Zwangsläufig zitiert Bourbaki sehr viele Textstellen aus Shakespeares Werken, zudem noch in Altenglisch. Hier wäre es angebracht, für Leser, die des Englischen nicht kundig sind, jeweils eine Kurzübersetzung anzufügen. Bourbaki hat es unterlassen, weil (wie er im persönlichen Gespräch sagte) sonst der Umfang des Buches erheblich gesprengt worden wäre. Und er hat das Problem wie viele Autoren: Wenn in einem Buch kritische Themen angefasst werden, winken die meisten Verlage gleich ab - es sei denn, man hat sich bereits einen „Namen“ gemacht. Deshalb hat Bourbaki auch dieses Buch im Eigenverlag auf eigene Kosten herstellen lassen. Es ist unbedingt lesenswert, insbesondere für Shakespeare-Verehrer, um ihnen die Augen zu öffnen.

(Gernot L. Geise)


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